Ein Sonntags-Spaziergang Durch Rom

Sonntags bin ich nicht gerne mitten in Rom unterwegs. Rund um die Sehenswürdigkeiten herrscht so ein dichtes Gedränge, dass ein Bummel durch das centro storico einfach keinen Spaß macht. Reichlich Spaß hatte ich allerdings erst vor kurzem bei einem sonntäglichen Spaziergang, auf den ich Euch gerne Etappenweise mitnehmen möchte. 

1. Kolosseum - Nichts Wie WEg

Es ist erst 9.30 Uhr und die Touristenhölle tobt bereits vor dem Kolosseum. Die Schlange vor dem Eingang windet sich einmal über den großen Vorplatz. Von allen Seiten strömen noch mehr Reisegruppen heran, bereit sich den Weg zum weltberühmten Amphitheater frei zu drängeln. Bevor ich überrannt werde, schiesse ich noch schnell ein pittoreskes Foto. Dann kämpfe ich mich vorbei am Palatin in Richtung Circus Maximus durch. 

2. Roseto Comunale - Rosenduft mit Kaiserhügel

Wenn ab Ende April der Rosengarten öffnet, komme ich regelmäßig her, um von einer Bank aus den Blick auf den Palatinhügel, den Circus Maximus und selbstverständlich die Blumen zu genießen. Heute ist der Andrang größer als sonst.  Alle Logenplätze sind schon besetzt und so nutze ich die Zeit, um mich intensiv den Rosen und ihren teils skurrilen Namen zu widmen. 

Öffnungszeiten Rosengarten: 8.30 Uhr bis 19.30 Uhr

3. Orangengarten

Heute turteln im Orangengarten auf einem der sieben berühmten römischen Hügel nicht nur die Tauben. Die Kirchen auf dem Aventin sind beliebte Hochzeit-Locations und die Paare lassen sich nach der Trauung gerne mit Fernblick auf Rom fotografieren. Der Andrang an der Aussichts-Terrasse hält sich überraschend in Grenzen. Niemand muss um den besten Platz für den besten Blick auf Rom kämpfen. Ich genieße die entspannte und irgendwie feierliche Atmosphäre und lausche einer Weile dem nicht untalentierten Geigenspieler, der für die Brautpaare aufspielt. 

4. Aventin - Turteltauben und Schlüssellöcher

Heute brauche ich etwas länger um an das andere Ende des Aventin zu gelangen. Immer wieder muss ich einfach stehen bleiben und staunend die diversen Hochzeitsgesellschaften zu beobachten. Es ist wirklich sehenswert, wie wenig Angst manch Römerin vor hohen Absätzen, extravaganten Mustern und knalligen Farben hat. In Anbetracht  der heutigen Touristenmassen in der Stadt, finde ich die Schlange vor dem Buco di Roma eher mickrig. Nach nur 10 Minuten Wartezeit erhascht man schon einen Blick durch das berühmteste Schlüsselloch in Rom auf die Kuppel des Petersdoms

5. PAsticceria Barberini - Das Beste Cornetto der WElt?

Ich liebe die Cornetti von der Pasticceria Barberini im Stadtviertel Testaccio. Sie sind innen so schön weich und die Füllungen sind schlichtweg sensationell. Besonders Crema hat es mir angetan. Hier handelt es sich nicht um eine Puddingcreme die lapidar aus einem Pulver angerührt wurde. Nein, hier wird noch der großen Konditor-Kunst nachgegangen und eine köstliche Chantilly-Creme hergestellt. Ich habe Glück und ergattere einen der wenigen Sitzplätze, wo ich mein Cornetto deluxe und einen hervorragenden Cappuccino genießen darf. Bevor ich das Barberini verlasse werfe ich noch einen letzten sehnsuchtsvollen Blick in die Dolce-Auslage. Wie soll man sich bei der Auswahl bitte entscheiden können. 

Pasticceria Barberini, Via Marmorata 41

6. Eine Piramide und Ein Friedhof

Der Campo Cestio, der Friedhof für Nichtkatholiken, ist für mich einer der ungewöhnlichsten Orte in ganz Rom. Viele Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Dichter und Diplomaten, die vor allem im 19. Jhd. nach Rom gekommen waren, haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Eine illustre Gesellschaft mit internationalem Flair. In 15 Sprachen sind die teilweise anrührenden Grabinschriften verfasst. So finden sich hier zum Beispiel die Gräber der englischen Dichter Keats und Shelley. Einer von Goethes Söhnen, August, liegt hier begraben. Im Schatten der Aurelianischen Mauer und unter hohen Zypressen ist es herrlich still. Wilde Katzen stromern zwischen den Grabsteinen umher oder gönnen sich ein Sonnenbad. Betreut werden sie in einer nahen Katzenstation, die direkt an der Pyramide des Cestius liegt. 

ACHTUNG SONNTAGS IST DER FRIEDHOF NUR BIS 13 UHR GEÖFFNET.

Campo Cestio, Via Ciao Cestio 6

7. Città dell Altra Economia - Rom mal ganz Anders

Es geht weiter vorbei am Scherbenhügel. Den Monte Testaccio haben die antiken Römer angehäuft. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die unzähligen Tonscherben, die sich hier zu einem wahrhaftigen Berg aufstapeln. Ganz früher hat sich in dieser Gegend einmal der Stadthafen befunden. Ging eine der Amphoren, in denen Ware transportiert wurde, zu Bruch wurden die Scherben auf den Schutthaufen geworfen. Heute befinden sich rund um den Hügel Cafes, Restaurants, Bars und Clubs. Direkt um die Ecke liegt der Ex-Schlachthof von Rom, sehenswerte Industriearchäologie. Im hinteren Teil der riesigen Anlage ist die Città dell´altra economia eingezogen. Jeden Sonntag findet auf dem Areal ein alternativer Markt oder Events zum Thema Essen, Trinken und nachhaltiges Leben statt. 

8. Testaccio - Typisches Römisches Sonntags-Feeling

Testaccio ist ein klassisches römisches Arbeiterviertel, dessen maroder Charme der Upper-Class und hippen Gastronomen gut gefällt. Die alteingesessenen Einwohner beklagen sich, dass Ihr Viertel immer mehr an Ursprünglichkeit verliert. Wer sonntags zwischen den großen Wohnhäusern mit bröckelndem Putz unterwegs ist, trifft jedoch noch im Vergleich zum touristischem Zentrum auf ein sehr ursprüngliches Rom. Gott und die Welt trifft sich auf den Plätzen und in den Cafes. Zum Plaudern und Erzählen. Auf der Piazza Testaccio findet heute ein Volleyballturnier statt während auf der Piazza Santa Maria della Liberatrice nach dem Sonntagsgottesdienst gesungen und getanzt wird. Richtig turbulent geht es wie immer in der Pasticceria Linari zu. Alle Plätze des traditionsreichen Cafés sind besetzt und sogar die Stehplätze auf dem Bürgersteig werden heute knapp. 

Wenn Ihr mehr über das tolle Viertel Testaccio erfahren möchtet, dann ist dieser Blogartikel bestimmt etwas für Euch- 

 

9. Trastevere - Ab auf die andere Tiber-Seite

Über die Ponte Sublicio geht es auf die andere Seite des Tibers hinein ins Stadtviertel Trastevere. Sonntags findet an der Porta Portese immer ein Flohmarkt statt. Den lasse ich heute allerdings im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und tauche in die ruhigen Gassen von Trastevere ein. In den südöstlichen Teil des bei Touristen so beliebten Viertels verirren sich nämlich nicht ganz so viele Menschen. Ich unternehme einen Abstecher zur Basilica di Santa Cecilia und lausche dort den Gesangseinlagen einer Hand voll Nonnen. Anschließend bummele ich von einem Platz in Trastevere zum nächsten: erst auf die Piazza San Cosimato, wo unter der Woche ein kleiner Markt stattfindet, dann zur Piazza di San Calisto, dessen traditionsreiche gleichnamige Bar heute geschlossen hat und schließlich auf die Piazza di Santa Maria in Trastevere , dem Herzstück des Viertels. 

10. Piazza Di Santa Maria in Trastevere - SOOO Schön

Das Gerüst vor der Kirche Santa Maria in Trastevere ist verschwunden und die Mosaike strahlen in neuem alten Glanz. Ansonsten ist es für einen Sonntag überraschend leer auf dem Platz. Vermutlich sitzen alle in den Restaurants beim Mittagessen. Wie auf Stichwort beginnt  mein Magen zu knurren. Ich habe schon eine Idee, wo ich einen kleinen Snack ergattern könnte. 

11. Piazza Trilussa - Ein Panino und Ein Ständchen

In der Via del Moro kaufe ich mir beim tollen Forno Ranella ein Brötchen mit Mozzarella, Aubergine und Rucola belegt. Meine Beute trage ich nur wenige Meter weiter zur Piazza Trilussa. Auf den Stufen vor dem Brunnen finde ich ein schattiges Plätzchen. Während ich mein Panino genieße, baut ein Straßenmusikant vor den Treppen sein Equipment auf. Immer mehr Menschen lassen sich, rechts, links, vor und hinter mir nieder, um der Musik zu lauschen und die Passanten zu beobachten. Erst nach einer Stunde kann ich mich losreißen und bummele noch ein wenig durch die Gassen von Trastevere. 

12. Petersdom - Immer Wieder Schön

Über die Via della Lungara geht es immer geradeaus in Richtung Petersdom. Auf der Via delle Conciliazione ist einiges los, die Schlange vor dem Petersdom ist jedoch verblüffend kurz. Eine Weile stehe ich auf dem Vorplatz und bewundere vermutlich zum tausendsten Male dieses architektonische Meisterwerk. Für mich endet der Sonntags-Spaziergang hier. Für Euch habe ich nun noch zwei Routen-Vorschläge. 

Viele Wege führen Durch Rom

Wer jetzt nach diesem Sonntags-Spaziergang noch fit ist, kann ab dem Petersdom mit dem "Rom-Quickie"-Spaziergang weitermachen.  So gelangt Ihr vorbei an der Engelsburg und dem Campo de Fiori direkt zur Piazza Navona....

Oder Ihr schaut Euch im schicken Stadtviertel Prati um. Hier einige Tipps zu Prati. 

In Rom haben die Läden auch sonntags geöffnet. Über den Shopping-Boulevard Über Via di Cola di Rienzo gelangt Ihr direkt auf die Piazza del Popolo. 

Egal für Welche Variante Ihr Euch Entscheidet, Ich wünsche Euch noch einen Schönen Sonntag in Rom!