Rom für Fortgeschrittene - Ein Spaziergang durch die Moderne

Du hast schon ein Großteil der antiken Wunderbauten und barocken Schönheiten in Rom ausreichend bestaunt? Dann ist es jetzt an der Zeit für einen Abstecher in das moderne Rom. Die Kombination aus gut erhaltener architektonischer Vergangenheit und recht konservativer Einstellung der Römer, lässt nicht viel Platz für Zeitgenössisches im Stadtbild. Auf diesem Spaziergang wirst Du nicht nur interessante und skurille Bauten zu sehen bekommen, sondern auch abseits der Touristenpade gut essen und einen Einblick in den Alltag der Römer bekommen. Ich wünsche Dir viel Spaß dabei!

Bevor der Spaziergang durch das moderne Rom starten kann, geht mit der Tramlinie 2 ab Piazzale Flaminio (hinter Piazza del Popolo) bis zur Haltestelle Apollodoro ins Stadtviertel Flaminio.  Von hier aus ist es nur ein Katzensprung bis zum ersten Etappenziel.

#1  Auditorium Parco Della Musica - Drei Käfer von Renzo Piano

Auditorium Parco della Musica - Das erste Ziel des Spaziergangs durch die römische Moderne.
Auditorium Parco della Musica - Das erste Ziel des Spaziergangs durch die römische Moderne.

Renzo Piano ist ein Architekt mit Weltformat. Ihm verdankt London "The Shard" und Paris das Centre Georges Pompidou. Seit 2002 stehen hier im Norden von Rom drei Konzertsäle und eine Open-Air-Arena, die nach Entwürfen des italienischen Architekten erbaut worden sind. Obwohl die Form der Säle eine große Ähnlichkeit mit Skarabäen aufweist, verpassten die Römer ihnen die Namen Computermaus, Klecks und Schildkröte. Das Areal des Auditoriums ist frei zugängig. Dazu gehören ein Café, ein Bookshop und die Ausgrabungsstelle eines antiken Bauernhofes. Nicht nur Konzerte internationaler und nationaler Musikstars finden hier statt. Das Auditorium ist ebenso Veranstaltungsort für Food-Events oder Gartenschauen. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich also vor Reiseantritt: www.auditorium.com

Parco della Musica, Viale Pietro de Coubertin 30

Oktober - März 11 - 18 Uhr

April - September 11 - 18 Uhr

#2 Palazzetto dello Sport - Basketball und Waschbeton!

Der Spaziergang führt nun zurück zur Piazza Apollodoro. Von hier aus hast Du einen guten Blick auf ein mittlerweile nicht mehr so ansehnliches Gebäude. Dem Waschbeton des Palazzetto dello Sport sieht man leider sein Alter an. Mich erinnert  der Kuppelbau samt seiner auffälligen Betonpfeiler an ein außerirdisches Flugobjekt, das nach seinem Auftritt in der Sci-Fi-Serie Raumpatroille Orion einfach in Rom abgestellt wurde. Tatsächlich entstand die Halle im Rahmen der Olympischen Spiele im Jahr 1960. Noch heute geht es drinnen sportlich zu. Die römischen Basketballer haben hier ihren Stützpunkt.

#3 Basilica di Santa Croce - Ein Jugendlicher Kirchenbau

Immer weiter geradeaus geht es nun auf die Via Guido Reni. Links ziehen sich ewig lange Kasernen-Gebäude, in denen sich einige Jahre ein Kulturzentrum befand, das 2018 leider in andere Räumlichkeiten ziehen musste. Seit 1913 hält sich jedoch ohne Unterbrechung die für römische Verhältnisse sehr junge Basilica di Santa Croce. Nicht nur die Fassade ist hübsch anzuschauen. Ein Blick ins Kircheninnere lohnt sich!

# 4  MAXXI - Moderne Kunst und Ihre WeNdungen und Windungen

Nur wenige Meter entfernt liegt auf der rechten Seite ein Gebäude, dessen Bau über 10 Jahre gedauert hat. Nicht allen (ständig wechselnden) politischen Entscheidungsträgern stand der Sinn nach einem Museum für Kunst des 21. Jahrhunderts nach den gewagten Entwürfen der Star-Architektin Zaha Zahid. Seine beeindruckende Wirkung entfaltet das MAXXI erst im Inneren.  Verschachtelte Treppen, schwebende Gänge und überraschende Wege machen den Besuch zu einem echten Kunst-Abenteuer.

Via Guido Reni, Di - Fr 11- 19 Uhr, Sa 11 - 22 Uhr, So 11 - 19 Uhr, montags geschlossen

www.maxxi.art

#5 Ponte Della Musica - Eine Brücke mit Verspätung

Über die Via Guido Reni geht es weiter geradeaus vorbei an der typisch römischen Wohnarchitektur der 60er/70er Jahre.  Nach wenigen Minuten stehst Du am Tiberufer, an der Ponte della Musica. Dieser moderne Brückenbau hat 8 Millionen Euro verschlungen und stammt aus der Feder eines Londoner Architektenbüros. Seit 2011  dürfen nur Fußgänger und Fahrräder den Tiber hier überqueren. Und weil es so lange gedauert hat bis das Bauprojekt samt weißer Metallbögen ein Ende fand, tauften die Römer es die "Brücke der Verspätung".

#6 FoRo Italico - Sport und Geschichtsvergessenheit

Auf der anderen Seite der Brücke erwartet Dich eine Reihe an  Sportstätten. Zum einen ist da das moderne Olympiastadion, in dem die beiden römischen Fußball-Erstlegisten ihre Spiele absolvieren. So modern das Stadion anmuten mag, so verstörend rückwärtsgewand sind die Anlagen drumherum. Zwischen 1928 und 1938 hat  Mussolini am Tiber für die Olympischen Spiele 1940  monumentale Wettkampfstätten erbauen lassen, die früher Foro Mussolini hießen und heute Foro Italico heißen. Mussolini´s  Isignien und die Zeichen der faschistischen Zeit sind in Form eines Obelisken und Inschriften auf den Böden immer noch gut sichtbar, weil sie - auch für viele Italiener unverständlich - noch vor einigen Jahren restauriert worden sind.  Auch in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben, ist das Mamorstadion, das von 60 protzigen Sportlerstatuen aus Carrara-Marmor geschmückt wird.  Nach wie vor finden auf dem großen Sportgelände internationale Wettbewerbe in diversen Sportarten wie Schwimmen oder Tennis statt.

Wenn im Mamorstadion keine Wettkämpfe stattfinden, machen hier die Römer Sport und ihre Kinder lernen Fahrradfahren.
Wenn im Mamorstadion keine Wettkämpfe stattfinden, machen hier die Römer Sport und ihre Kinder lernen Fahrradfahren.

#7 Die leckere Gegend rund um die Ponte Milvio

Jetzt läufst du einfach entlang des Tibers weiter bis zur Piazzale di Ponte Milvio. Wenn du dort angekommen bist, heiße ich Dich herzlich willkommen in einem beliebten Ausgehviertel der jungen Upperclass-Römer. Tagsüber mag man nicht so recht glauben, dass in der unaufälligen Gegend das Nachtleben tobt. Bei einem Spaziergang durch die Straßen fällt jedoch schnell die hohe Dichte an Street-Food-Läden und Lokalen auf. Hier einige Adressen, die auch tagsüber einen Abstecher lohnen:

 

Il Gianfornaio

Kult-Bäckerei mit Sitzplätzen und leckeren Snacks sowie Mittagstisch

Largo Maresciallo Diaz 16, 7.30 - 21 Uhr

 

Trapizzino

Unwiderstehlich lecker gefüllte Pizzataschen - Römischer Street-Food-Kult!

Piazzale di Ponte Milvio 13, ab 11 Uhr

 

A gogo Pinse

Typisch römische Pizza - oval, mit dünnen Teig und toll belegt!

Piazzale di Ponte Milvio 7 , Di - So: 12 - 15 + 18 - 22 Uhr

 

I fritti de Sora Milvia

Römer lieben frittierte Kleinigkeiten - hier ist die Auswahl besonders groß.

Via Cassia 4 , Di - So 12 - 22 Uhr

 

Pompi

Der selbsternannte König des römischen Tiramisu hat auch eine Außenstelle an der Ponte Milvio.

Via Cassia 8 c , 7 - 23.45 Uhr

 

Ich wünsche Buon Appetito!

#8 Die Ponte Milvio - Eine Brücke mit Geschichte

Bereits seit 207 v. Chr. überspannt die pons milvius an dieser Stelle den Tiber. Unzählige Jahrhundertel ang mussten alle Reisenden aus dem Norden kommend sie überqueren, um dann schnurstraks zur Piazza del Popolo weiter zu ziehen. Die Milvische Brücke hat reichlich viel Geschichte und Geschichten erlebt. Seitdem die Ponte Flaminio in den 1950er Jahren erbaut wurde, muss die Ponte Milivo keine Fahrzeuge mehr ertragen.

Die vielbefahrene Ponte Flaminio
Die vielbefahrene Ponte Flaminio

Ich persönlich mag an der Ponte Milvio besonders den grünen Blick auf den Tiber und meinen "Haushügel", den Monte Mario. Im Sommer ziehen übrigens zahlreiche Open-Air-Locations an das Ufer des Tibers, in denen man die Nacht zum Tag machen kann.

Grüner Ausblick von der Ponte Milvio
Grüner Ausblick von der Ponte Milvio

Auf der anderen Tiberseite endet der Spaziergang durch die römische Moderne. In der Viale Pinturicchio wartet die Tram 2, um Dich wieder ins römische Zentrum zu schaukeln.

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