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Geschichten aus Rom - Ein Stadtstrand geht Baden!

London hat einen, Paris und sogar meine Heimatstadt Koblenz! Einen Stadtstrand an der Seine, Themse oder Mosel, an dem sich hitzegeplagte Städter die Illusion von einem Strandurlaub gönnen dürfen. Die Ewige Stadt hatte bisher keinen. Was zum einen daran liegen mag, dass Römer keinen Bedarf an Strand-Illusionen haben, weil das Meer quasi vor ihrer Haustüre liegt. Zum anderen verfügt der Tiber über eine Wasserqualität, in deren Nähe man sich nicht unbedingt aufhalten möchte. Römer haben weniger Angst in ihrem Stadtfluß zu ertrinken, als sich Dank seiner toxischen Inhaltsstoffe zu vergiften. 

 

Auf Betreiben der römischen Stadtverwaltung spielt nun Rom endlich in der Liga der Stadtstrand-Besitzer mit. Am 4. August eröffnete endlich TIBERIS. Der kostenfreie Stadtstrand im Süden der Stadt, in der Nähe der Basilika Paolo Fuori le Mura, unterhalb der wenig pittoresken Ponte Marconi. Optisch hat sich der Strand an die vielbefahrene Brücke angepasst. Tiberis - Spiaggia sul Tevere versprüht den Charme einer sandigen Baustelle, die mit wackelig hohen Bauzäunen gesichert wird. Die 40 Liegen, 20 Sonnenschirme und vereinzelten Pflanztöpfe mit Palmen geben ein trauriges Bild ab. Einen Pool zum Abkühlen gibt es ebenso wenig wie eine Bar, um einen Espresso zu nehmen. Der Besucheransturm blieb nach der Eröffnung aus. Stattdessen gab es reichlich miese Presse. Vor allem die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi kam dabei nicht gut weg. Die unprofessionelle Abwicklung dieses Projektes steht für einige Römer als Sinnbild ihres gesamten Politikstils. Zur Eröffnung ist sie selbst nicht erschienen. Mich wundert es nicht. Schöne Presse-Fotos hätte es in diesem Ambiente auch nicht mit Hilfe von Photoshop gegeben. 

 

Rom wäre nicht Rom, wenn dieses fehlgeschlagene Projekt nicht für politische Ränkeschmiede genutzt würde. Eine der Bürgermeisterin nicht sehr nahestehende Tageszeitung behauptet nun, Beweise dafür zu haben, dass die Stadt einen Pakt mit einem Gangsterboss namens Zorro geschlossen hätte. Es geht um die Sicherheit des Strandes, der nachts unbewacht bleibt. Zorro, der wohl das kriminelle Oberhaupt der Gegend ist, soll sich dafür verbürgt haben, dass unter seinem Schutz das TIBERIS nicht dem Vandalismus zum Opfer fallen wird. Nun wurde eine Sonderkommission eingerichtet, die untersuchen soll, ob Beamte der Stadt Rom tatsächlich einen Schutzpakt mit einer kriminellen Vereinigung geschlossen haben. Interessant wäre in diesem Zusammenhang zu erfahren, was Zorro als Gegenleistung für seine Dienste erwartet. Wenn denn an dieser Geschichte überhaupt etwas dran ist. Die Dimenti aus dem römischen Rathaus sind zumindest einmal sehr lautstark. 

 

Bis sich die Geschichte geklärt hat (ich werde berichten), empfehle ich allen Strandhungrigen lieber direkt ans Meer zu fahren!