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Rom-News: Nobles Wohnen für Sparfüchse mit guten Beziehungen!

Zur Zeit kennt die römische Presse (neben der anstehenden Wahl zum Bürgermeister) kaum ein anderes Thema, dessen Headline lautet: "Affitopoli" was übersetzt "Mietopolis" heißt, und ein recht passender Name ist für das riesige Wirrwarr rund um die Vermietungen der Immobilien, die sich im Besitz der Stadt Rom befinden. Insgesamt geht es um 40.000 Wohnungen, Sportstätten, Hallen oder Büroräume über die man im Laufe der Zeit ein wenig den Überblick verloren hat. Wer wohnt wo? Wieviel Miete wird gezahlt? Entspricht diese den gängigen Marktpreisen? Gibt es überhaupt gültige Mietverträge? Vor geraumer Zeit wurde im Rathaus eine Task Force gebildet, die sich genau mit diesen Fragen beschäftigen sollte. Bisher wurden 600 Fälle bearbeitet. Dabei geht es dieses Mal nicht wie gewohnt ausschließlich um Sozialwohnungen, von denen schon lange bekannt ist dass viele Mieter keinen gültigen Vertrag besitzen, da der sehr günstige Wohnraum zum Beispiel einfach seit Generationen weitervererbt wurde, ohne dass die Bedürftigkeit der nachfolgenden Mieter jemals überprüft worden wäre. Die Wohnungen werden wie Eigentum behandelt und es gibt mehr als genug Fälle in denen Mieter "ihre Sozialwohnung" an neue Mieter für beachtliche Beträge weiterverkauft haben. Momentan liegt der Focus eher auf Immobilien in bester Lage, auf echte Sahnestückchen. So wie eine Wohnung im Borgo Pio, direkt am Vatikan, für die jemand die unglaubliche Summe von 10,29 EUR Miete im Monat zahlt. Oder die Unterkunft mit Blick auf die Kaiserforen für einen unschlagbaren Preis von 23,36 EUR. Wohlgemerkt ich spreche nicht von Quadratmeterpreisen, sondern von MONATSMIETEN. Zudem sprechen wir hier auch nicht von Bewohnern am unteren Ende der sozialen Leiter, sondern von durchaus wohlhabenden Römern, die über Beziehungen, Gefälligkeiten oder Posten im öffentlichen Dienst an kommunale Wohnungen gekommen sind und mit ihren Familien auch bereits seit Generationen darin leben. Millionen von Euros sind durch diese lächerlich niedrigen Mieten den klammen römischen Kassen entgangen. Ein Skandal, dem sich auch die nationale Presse widmet. Wobei weder die Römer noch die Italiener zum ersten Mal von Nobelunterkünften zu Niedrigpreisen lesen und hören. Neu ist allerdings wie konsequent die eingesetzte Sonderkommission zur Aufklärung der Mietverhältnisse vorgeht und wie schnell sie ihre Ergebnisse an die Öffentlichkeit bringt. Ich schätze von "Affitopoli" wird man in Zukunft noch oft in der römischen Presse lesen können.