Keine andere TOP-Sehenswürdigkeit in Rom ist mir so sehr ans Herz gewachsen wie die Engelsburg. Während meiner vier Jahre in der ewigen Stadt, bin ich dem Castel Sant`Angelo fast tagtäglich über den Weg gelaufen, weil meine Bushaltestelle in Sichtweite zu dem dickbäuchigen Monument lag. Jedes Mal wenn ich aus dem Bus gestiegen bin und den Erzengel Michael mit erhobenem Schwert durch die dichten Kronen von Pinienbäumen erspähte, blieb mir vor Glück ganz kurz die Luft weg. Der morgendliche Anblick der Engelsburg war zu meiner Gewissheit geworden, dass ich das alles nicht nur träumte. Ich durfte tatsächlich in dieser unglaublichen Stadt leben!
Wie oft ich dem Castel Sant`Angelo schon aufs Dach gestiegen bin, um von dort oben zu Füßen des Erzengels Michaels die Aussicht über Rom zu genießen? Unzählige Male! Gewöhnt habe ich mich nie an diese Ausblicke, die sich auf jeder Etage der Engelsburg bieten.
Absoluter Höhepunkt der Engelsburg ist die Dachterrasse. Von hier aus hat man einen sagenhaften 360 Grad-Blick über die Ewige Stadt, der sich sogar in Schwarzweiss sehen lassen kann.
Bereits auf den tieferen Etagen der Engelsburg gewinnt man tolle Eindrücke von Rom. Neben der beeindruckenden Tatsache, dass einem gerade eine ewige Stadt zu Füßen liegt, überwältigt das Castel Sant`Angelo mit einer langen und aufregenden Geschichte. Errichtet wurde es als Mausoleum im Auftrag von Kaiser Hadrian im 2. Jhd.. Seine Familie und Nachfolger sollten hier am Tiber ihre letzte, standesgemäße Ruhestätte finden. Und tatsächlich sind in dem zylindrischen Bau römische Kaiser, darunter Caracalla und Marc Aurel, begraben worden. Wer durch die spiralförmige Rampe im Inneren des Kolosseum läuft, bekommt am Eingang ein Modell des Mausoleums und später die Grabkammer zu sehen.
Im frühen Mittelalter wurde das Mausoleum in die Aurelianische Mauer integriert und über viele Jahre zu einer Festung ausgebaut. Noch heute kann man einen Spaziergang über die Festungsmauern mit ihren Wehrtürmen machen. Als Fluchtburg der Päpste durfte es im Inneren des wehrhaften Baus nicht an repräsentativen Räumlichkeiten fehlen. Sie stehen mitsamt Mobiliar und üppiger Wandbemalung zur Besichtigung bereit. Über den Passetto del Castel Sant`Angelo, einer gemauerten Verbindung zwischen Vatikan und Engelsburg, könnte der Papst noch heute theoretisch die Flucht antreten. Praktisch wird der Gang, der architektonisch an ein Äquadukt erinnert, im Sommer und auf gebuchten Führungen für die Besucher der Stadt geöffnet.
Selbstverständlich hat man von der Engelsburg auch einen guten Blick auf die Engelsbrücke. Was es mit all diesen Engeln auf sich hat? Im Jahr 590 erschien über dem Kastell dem damaligen Papst der Erzengel Michael und versprach ihm das baldige Ende der Pestepidemie, die gerade in Rom tobte. Tatsächlich hörte das Sterben in der Stadt bald auf und die Engel im Namen sowie der Brücke erinnern noch heute an dieses glückliche und wundersame Ereignis. Die Engelsbrücke existiert in ihrer jetzigen Optik übrigens erst seit der zweiten Hälfte des 17. Jhd.`s. Niemand anders als der römische Superstar des Barock, Gian Lorenzo Bernini, hat die Engelsstatuen über dem Tiber entworfen. Seit 1870, mit dem Ende des Kirchenstaates, gehört die Engelsburg nicht mehr dem Vatikan, sondern dem italienischen Staat.
Auf jeder der sechs Etagen wartet die Engelsburg mit neuen Überraschungen auf. Einem Museum mit wechselnden Ausstellungen, einem Café mit romantischen Außenplätzen, versteckte Innenhöfe, eine Waffenausstellung... Es braucht Zeit das Innen- und Außenleben des Castel Sant`Angelo zu erkunden. Und es braucht Orientierungssinn, sich dabei nicht zu verlaufen. Für mein Buch "Fettnäpfchenführer Rom" durfte ich einen Museummitarbeiter interviewen. Der hat mir versichert, dass noch niemand auf der Engelsburg verloren gegangen sei. Also dann, viel Spaß beim Erkunden.
Castel Sant´Angelo, Lungotevere Castello, Dienstag bis Sonntag 9.00 - 19.30 Uhr, montags geschlossen,
Eintritt 14 EUR, Preis kann abhängig von laufen Ausstellungen variieren.
