Barocker Badboy + 33 Video-Projektoren = Caravaggio Experience

Am heutigen Vormittag habe ich mich gut eine Stunde den Werken des Barockmalers Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571 - 1610) gewidmet.Im Palazzo delle Esposizioni auf einer Bank, zwischen einer italienischen Kunstlehrerin und einer Kunst-lieb-habenden Norditalienerin, die beide mal von rechts und von links, manchmal auch gleichzeitig, hauchten: "Was ein Wunder", "Unglaublich", "Eine der wundervollsten Ausstellungen, die ich je besucht habe." Ob das Projekt "Caravaggio Experience", in dem Video-Künstler aus den Meisterwerken des 17. Jahrhunderts ein multimediales Kunstwerk des 21. Jahrhunderts erschaffen haben, allen auf den Banksitzenden zugesagt hat, können Sie bei Bedarf hier lesen. 

Bevor ich ein paar Details zur "Caravaggio Experience" schreibe, möchte ich mich erstmal als Caravaggio-Fan outen. Ich bin von seinem gnadenlos realistischen Malstil fasziniert und mag auch diese kleinen Geschichten, die von seinem verruchten Lebensstil und seinem Hitzkopf berichten, der ihn immer wieder in Schwierigkeiten brachte. So wie die Episode, in der er  ausgerechnet den Sohn des Kommandanten der Engelsburg umgebracht haben soll und sich aus diesem Grund die letzten Jahre seines Leben auf der Flucht befand. In Rom gibt es viele Möglichkeiten Caravaggio`s Können zu bewundern. Sein "Narziss" hängt im Palazzo Barberini, ebenso wie "Judith und Holofernes". Ganz umsonst hat man gleich zu drei seiner Werke in der Kirche San Luigi dei Francesi Zugang.

Im Projekt "Caravaggio Experience" werden die Werke, die Arbeitsweise, aber auch die Persönlichkeit des Barockmalers mit Hilfe von 33 Projektoren großflächig und ganz neu in Szene gesetzt. Der Caravaggio-"Film" läuft in mehreren Räumen, die immer wieder neue Perspektiven eröffnen, und dauert knapp 50 Minuten. Untermalt wird das optische Spektakel mit Musik und Düften, die ich allerdings nicht erschnuppern konnte. Ich fand die riesengroßen Detailaufnahmen der einzelnen Bilder sehr spannend und manchen Videoeffekt überraschend. Die Idee einen modernen, und visuell abwechslungsreichen Zugang zu Kunst des 17. Jahrhunderts zu schaffen mag ich auch. Ein zweites Mal werde ich jedoch die Videoinstallation nicht besuchen. Auf der Bank im Palazzo Barberini vor dem Narziss, der sein Spiegelbild in einer Pfütze bewundert, werde ich wahrscheinlich noch öfters sitzen. Den Projektionen fehlt mir persönlich diese messerscharfe Klarheit, die mich an den Originalen so fasziniert. Der Eintritt in "Caravaggio Experience" kostet 12 EUR, und liebenswerte Begegnungen mit italienischen Freunden der Kunst sind im Preis inbegriffen.