Heute habe ich einen Spaziergang im Nordosten der Ewigen Stadt gemacht. Genauer gesagt entlang der "Viale Regina Margherita", einer quicklebendigen Straße, die ihren Namen ebenso wie eine berühmte Pizza der italienischen Königin "Margarethe" verdankt. Auf ihren Hotel-Stadtplänen werden Sie diese als Wohngegend sehr beliebten Teil der Stadt nicht finden. Ein Besuch lohnt sich jedoch auf jeden Fall. Die großen Palazzi aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts sind wirklich sehenswert und bieten manch architektonische Überraschung. Viele Kaffees und Grünanlagen laden zum Verweilen ein.
Hier ein kleiner Tour-Tip.: Von Termini aus gelangen Sie ganz schnell mit der Metro B zur Station "Policlinico". Hier gehen Sie auf die "Viale Regina Elena", die nach ein paar Metern zur "Viale Regina Margherita" wird. Dabei können Sie schon die ersten sehenswerten Palazzi bewundern. Sie biegen dann nach rechts ab in die "Via Eustacchio Bartolomeo" und kommen so direkt zu einem der Eingänge der "Villa Torlonia". Das Gelände befand sich in den noblen Händen der Familien Pamphili und Colonna, die es als eine Art Landgut hielten. Bis der Park im Auftrag der neuen Besitzer, der Familie Torlonia, 1806 in seine heutige Form umgebaut wurde. Ein romantischer grüner Ort mit Theater, Skulpturen, Sphinx, Teich und dem weissen Casino Nobile im Neoklassizismus(von 1925 bis 1943 Residenz Mussolinis).Mein Lieblingort in der Villa Torlonia ist "La Casetta delle Civette" - das Eulenhäuschen. Ursprünglich als urige Schweizer Hütte angelegt, erhielt es Anfang des 20. Jhd. ein mittelalterliches Face-Lifting, um dann ab 1916 mit Jugendstil-Elementen versehen zu werden. Das Endergebnis ist zauberhaft und hätte gut in die Kulisse eines Harry Potter Films gepasst. Seinen Namen verdankt das Häuschen dem Eulenmotiv im Fenster über der Eingangstür. Überhaupt sind die bunten aufwändigen Schmuckfenster ein Hingucker. Wer Lust hat kann sich noch im "La Limonaia" im Park-Cafè stärken
Dann geht es wieder zurück auf die "Viale Regina Margherita", immer geradeaus, vorbei an Cafés mit unwiderstehlichen Fensterauslagen, wie zum Beispiel der Pasticceria "Danieli", Viale Regina Margherita 205/211. Dann geht es wieder nach rechts in die Via Tanaro, die uns direkt zum "Froschbrunnen" führt, dem Zentrum des Viertel Coppedé. Gino Coppedè heißt der kreative Geist, der hinter dem märchenhaften Wohnkomplex rund um die "Piazza Mincio" steckt. Den Stil der Palazzi und Villen bezeichne ich als architektonischer Laie mit den Worten: bizzarr, üppig, detailverliebt und äußerst sehenswert. Bei anderen, die mehr Ahnung haben als ich, heisst das: Liberty, der italienische Jugenstil. Von Coppedè auf die Spitze getrieben und kombiniert mit Rokkoko-Elementen, so dass am Ende sein ganz eigener Stil dabei heraus kam: der Coppedè-Stil. Das Wohnviertel entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und erstreckt sich nur über einige Straßenzüge.
Zurück auf die "Viale Regina Margherita" geht es über die "Piazza Buenos Aires" hinein in die "Via Po", bis sie auf die "Via Salaria" treffen und nach links abbiegen. Die "Via Salaria" ist eine der antiken römischen Straßen. Sie führt bis an die Adriaküste. Auf der rechten Seite geht es vorbei an der Grabstätte des "Lucilio Peto", Spross einer römischen Patrizierfamilie, der einst als Kommandant der Kavallerie des Julius Caesar gedient haben soll. Das kreisrunde Mausoleum liegt nicht unweit des heutigen "Piazza Fiume" wo sich einst die "Porta Salaria" befand. Heute rauscht der moderne römische Stadtverkehr an den Überresten des Stadteingangs an der Aurelianischen Mauer vorbei. Erwähnenswert ist an der Piazza Fiume noch das Kaufhaus "Il Rinascente". Wer in Shoppinglaune ist, sollte einen kleinen Abstecher hinein wagen. Für alle anderen geht es weiter auf die andere Straßenseite hinüber zu den Überresten der "Porta Salaria". Von dort aus führt die vielbefahrene "Viale del Muro Torto" uns weiter zur "Porta Pia". Das Tor durch die Aurelanische Mauer entwarf Michelangelo Mitte des 16. Jhdt.. Gegenüber der Porta steht das "Monumento del Bersagliere". September 1870 durchschritt die Armee des seit 1860 vereinigten Italiens an dieser Stelle die Mauer um Rom, das zu dieser Zeit noch vom Papst beherrscht wurde. Dieser Durchbruch bedeutete auch das Ende des Kirchenstaates. Das Monument soll an diese Ereignisse erinnern. Wen die Geschichte der Bersaglieri, einer Infanterietruppe die noch heute existiert und deren Angehörige sich immer im Laufschritt fortbewegen, interessiert, kann in der Porta Pia in dem "Museo storico dei Bersaglieri" tiefer in die Thematik eintauchen. Die Straße hinter der "Porta Pia" heisst "Via Venti Settembre" . Wenn Sie der Straße immer gerade aus folgen kommen Sie wieder ins "allbekannte" Rom zum Quirinalspalast, der oberhalb des Trevibrunnen liegt.