Goethe zum Honigkuchen

Zu einem entspannten Aufenthalt in Rom gehört einfach eine Auszeit in einem der vielen Cafès in der Ewigen Stadt. Ich habe es mir zur angenehmen Aufgabe gemacht in der nächsten Zeit einige Locations zu testen und Ihnen vorzustellen. Und um dem ganzen Unterfangen einen Hauch von Intellektualität zu verleihen, möchte ich ihnen gleichzeitig meine Lieblingsbücher vorstellen. Natürlich dreht es sich darin grundsätzlich um Rom. Heute hat es mich nun zum "Angelina a Trevi" gezogen. Ganz in der Nähe des Trevibrunnen liegt es zentral aber ruhig in einer Seitenstraße, der Via Poli 27. Zum Frühstück bietet das "Angelina" vom Cornetto über kleine belegte Brötchen bis zum American Breakfast einiges. Die Joghurtkreationen in Einmachgläsern mit diversen Obsttoppings sahen sehr ansprechend aus, schlussendlich habe ich mich dann mit einem Stück Honigkuchen und Cappuccino nach draußen gesetzt. Bei den momentan unwinterlichen Temperaturen hier ist das noch durchaus möglich. 

Für mein geistiges Wohlergehen hatte ich das empfehlenswerte Buch "Rom. Ein literarischer Streifzug" mitgenommen. Eine gelungene Sammlung von Texten mehr oder minder bekannter Persönlichkeiten, die Ihre Erlebnisse in Rom festgehalten haben. Johann Wolfgang von Goethe, Ovid, Emile Zola, Sigmund Freud, Thomas Mann und viele weitere erzählen von der Ewigen Stadt ihrer Zeit aus ihrer ganz eigenen Perspektive. Interessanter Geschichtsunterricht und amüsante Mileustudie in einem. Mancher Text ist von einigermaßen anstrengender Deteilversessenheit, einige sparen nicht mit beißender Kritik, andere sind ansteckende Schwämerei. Jean-Baptiste Mercier Dupaty beklagt sich, dass bei den Römerinnen die Liebe nichts als Zeitvertreib sei. Dank Goethe lernt man den römischen Karneval kennen. Wilhelm Waiblinger liefert eine köstliche Beschreibung von Engländern und Deutschen im 19. Jahrhundert in Rom. Ich auf jeden Fall liebe dieses Buch und trage es ständig mit mir herum. Es macht das römische Hier und Jetzt manchmal erträglicher. Die Via dei Fori Imperiali und das Kolosseum meide ich. Zuviel Baustelle, zu viele Touristenmassen. Wenn ich mich aber vor das Kolosseum setze und lese wie englische Damen über das offene Forum Romanum geschritten oder wie sonntägliche Predigten unter freiem Himmel im Kolosseum gehalten worden sind, dann vergesse ich den unschönen Trubel. Danke lieber Fischer Verlag für dieses Möglichkeit der Zeitreise!

Zurück zum "Angelina", das mir auch gut gefallen hat. Der romantische Landhauslook ist nett, die Auswahl an Leckereien vielseitig, die Anrichtung mit Liebe zum Detail, der Cappuccino war hervorragend. Viel Spaß beim Selberausprobieren und Lesen!