La Dolce Vita auf der Via Veneto?!

Ich bitte Sie, einen Moment inne zu halten und den Rossini, den Sie auf dem Bild sehen, andächtig zu würdigen. Immerhin hat mich dieses Erbeerschaumweinmixgetränk stolze 18 EUR gekostet. Es war für ein gute Sache. Ich wollte testen ob sich ein Besuch der legendären "Harry´s Bar" in der noch viel legendäreren Via Veneto lohnt. Die Berühmtheit der Straße, die ab der Piazza Barberini in Richtung Villa Borghese führt, rührt aus den 60er Jahren. Fellini hat hier seinen Filmepos "La Dolce Vita" gedreht. Damals verkehrten hier internationale Stars und italienische Sternchen. Die noblen Bars und Hotel wurden von Paparrazi belagert. Immer auf der Jagd nach Persönlichkeiten wie Liz Taylor oder Frank Sinatra. 

Das mondäne Treiben in der Via Veneto fand jedoch recht schnell ein Ende, die Straße verkam und Aushängeschilder wie "Harry´s Bar" wurden geschlossen. In den 90er Jahren begann dann die geplante Reanimation. Die goldenen Zeiten der Via Veneto sollten fortgesetzt werden. Heute reiht sich ein 5 Sterne Nobel-Luxus-Hotel an das nächste. Die dazugehörigen Restaurants und Bars sind alle schick zurechtgemacht. Man schlendert unter hohen Plantanen vorbei an einigen noblen Boutiquen und kann die amerikanische Botschaft bewundern. Es ist hübsch hier auf der Via Veneto, aber man muss nicht hier gewesen sein. Ich glaube das sehen die modernen Nachfolger von Ava Gardner und Marcello Mastroainni ebenso. Stars und Sternchen habe ich hier noch nicht gesehen. Dafür gibt es viele amerikanische Touristen. Oder Deutsche. So wie gestern Abend in "Harry´s Bar", wo die guten alten Zeiten für meinen Geschmack etwas zu verzweifelt zelebriert werden. Jeder Star, der jemals die Bar betreten hat, taucht in der Getränkekarte oder auf einem Bildschirm im Eingangsbereich auf. Muss das sein? Nein! Harry`s Bar ist auch ohne die Heraufbeschörung der 60er Jahre ein wunderschöne Location, mit einer geschmackvoll nostalgischen Einrichtung und einem freundlichen Service. Die vermeintlich bessere Gesellschaft, die dort verkehrt und gelangweilt Champagnercocktails schlürft trägt jetzt nicht wirklich zur atmosphärischen Verbesserung bei.  Ist aber durchaus ein Hingucker. Das Preis-Leistungsverhältnis muss einjeder selber beurteilen.

Ich fasse nochmal kurz zusammen: 18 EUR für einen Rossini in äußerst gediegener Atmosphäre und (selbst-)erleserner Gesellschaft. Dafür gibt es 3 Prosecci auf dem Campo dei Fiori. Inkl. trubbeliger Stimmung mit internationalem Flair. Egal, welche Variante der Abendgestaltung Ihnen liegt, ich wünsche viel Freude dabei.

 

Den Abend haben wir dann übrigens in einer anderen bekannten Location, dem "Café della Pace" in der Nähe der Piazza Navona, ausklingen lassen. Hier sitzt man bunt gemischt zwischen Römern und Touristen. Hier wird es zu späterer Stunde laut und voll. Und so schön, dass man die Zeit vergisst. Und die Tatsache, dass am Montag der Wecker wieder ganz früh klingelt....