Ein Friedhof für nichtitalienische Nichtkatholiken...

..war heute mein Ziel. Das Wetter hatte mich in die passende morbide Stimmung für einen Ausflug zu historischen Grabsteinen versetzt. Heute morgen hingen tiefschwarze Wolken über Rom, und der Wind rüttelte im Garten unsere Orangenbäume und Palmen wild hin und her. Der "Campo Cestio" liegt direkt an der Cestio Pyramide im Stadtteil Testaccio. Und ich als nichtitalienische Nichtkatholikin darf an dieser Stelle schon einmal vorweg nehmen: Wenn schon unbedingt tot, dann hier!

Viele Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Dichter und Diplomaten, die vor allem im 19. Jhd. nach Rom gekommen waren, haben hier im Schatten der Pyramide ihre letzte Ruhestätte gefunden. Eine illustre Gesellschaft mit internationalem Flair. In 15 Sprachen sind die teilweise anrührenden Grabinschriften verfasst.

Der Campo Cestio scheint ein Ort ohne Zeit und Raum. Man trifft auf Lebensgeschichten, die in der ganzen Welt begonnen und in verschiedenen Jahrhunderten geendet haben. So finden sich hier zum Beispiel die Gräber der englischen Dichter Keats und Shelley. Einer von Goethes Söhnen, August, liegt hier begraben. "Goethes Sohn, verstarb dem Vater vorangehend mit 40 Jahren, 1830" ließ Goethe auf dem Grabstein verewigen.

Unter hohen Zypressen und in leicht melancholischer Stimmung lässt es sich friedlich auf den engen Wegen schlendern. Vorbei an teils aufwendig gestalteten Grabstätten, deren Inschriften trotz ihrer Kürze tiefe Einblicke in vergangene Leben gewähren. Jaques in Aleppo/Syrien geboren ist im Alter von 70 Jahren 2001 in Rom verstorben. Auf dem schlichten Grabstein ist etwas Kurzes in arabischer Schrift eingraviert. Darunter steht der Name von Jaques Frau Ilse. Sie war Deutsche. Sie starb im Jahr 2012 in Stuttgart  und kehrte dann, nach 11 Jahren Trennung, zu Jaques nach Rom zurück. Oder Wolf Carl Friedrich Freyherr von Reitzenstein, seines Zeichens Kammerherr und Reisestallmeister eines Markgrafen, einziger Sohn eines verlebenden Vaters, zärtlicher Gemahl seiner erstvermählten Gattin, verstarb 1725 während einer Reise in Rom in jungen Jahren.  "Begklagt von allen, die ihn kannten. Ein schönes Herz in schöner Hülle. Bieder, edel und treu."  Und sollte es einem ob all dieser Geschichten doch etwas schwer ums Herz werden, dann taucht bestimmt eine der hier freilebenden Katzen auf und verscheucht die trüben Gedanken.

Nicht unweit des Friedhofs auf der Via Mamorata (Nr. 41) liegt die Pasticceria Baberini. Die Auswahl an Dolci und deren Qualität ist sehr erfreulich. Ein Cafè dazu und man ist bereit Testaccio zu erkunden oder den Aventin zu besteigen.